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Professur für Mittelalterliche Geschichte I

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Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau,
Zentralbibliothek Zürich, Ms Rh. hist. 27, fol. 62 v.

 

Politische Geschichte des frühen und hohen Mittelalters

Geschichte des spät- und nachkarolingischen Europas

Von Markgrafen, Herzögen und 'Kleinkönigen' - eine pragmatische Forschungsgeschichte zur ausgehenden Karolingerzeit (880er-930er Jahre)
(Promotionsprojekt Daniel Schumacher)

Seit dem letzten Forschungsjahrzehnt hat eine Neubetrachtung der Wende vom 9. zum 10. Jhd. als ‚Transformation of the Carolingian World‘ eingesetzt. Die Beschreibung des Umbruchscharakters in toto, seiner Kernelemente, wie die Entwicklung von Königtum und aristokratischer Herrschaftspraxis, sowie deren einzelner Merkmale wie lokale Herrschaft, Verwandtschaft und Konfliktführung wurden bisher v. A. vereinzelt hinterfragt. Aufgrund der Verzahnung dieser Ebenen und des reichen Forschungsstands zu den exemplarisch genannten Einzelaspekten empfiehlt sich eine Synthesearbeit: Das Dissertationsprojekt untersucht in sechs Fallstudien den Aufstieg spät- und postkarolingischer Spitzenmagnaten in neue Herrschaftspositionen als Markgrafen, Herzöge und (Klein-)Könige in einer gesamtfränkischen Perspektive. Die kritische Bestandsaufnahme und deren vergleichende Auswertung zielt auf die Überprüfung bestehender Forschungsmodelle ab. Welche Unterschiede bestehen zwischen Ost- und Westfrankenreich, bzw. wurden in der deutschen und französischen Forschung herausgearbeitet? Unter welchen Konstellationen ließen sich Magnaten zu Königen erheben oder formulierten herzogliche Ansprüche – und mit welchen Unterschieden? Inwiefern bestanden, neben der wahrnehmbaren Regionalisierung, auch die überregionalen Handlungsspielräume der ehemaligen Reichsaristokratie fort? Untersucht werden Konrad I., Odo v. Paris, Zwentibold v. Lothringen, Wido v. Spoleto, Arnulf v. Bayern und Wilhelm v. Aquitanien.

Eheverbindungen sächsischer Großer – Verwandtschaft und auswärtige Politik im hohen Mittelalter
(Promotionsprojekt Lars Schulze)

Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit den Konnubien hochmittelalterlicher sächsischer Großer in Gebiete außerhalb des Reichs, etwa Dänemark, und in solche Gebiete innerhalb des Reichs, die sich stark von den Kerngebieten (z.B. Schwaben, Bayern) abheben, etwa Böhmen. Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie diese Konnubien funktionierten und welchen innen- und außenpolitischen Nutzen die beteiligten Großen und deren Verwandte daraus ziehen konnten. In dem Zeitraum vom Sachsenaufstand (1073/75) bis zur Einrichtung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg (1235) sollen alle Großen Sachsens von mindestens Grafenrang analysiert werden. Der Personenkreis erschließt sich aus den Beteiligten am Aufstand und deren Nachfolgern, sodass sich hieraus ein durch die großen Akteure geprägter sächsischer Raum ergibt, dessen auswärtsgerichtetes Heiratsverhalten untersucht werden soll.

Geschichte des 12. und 13. Jhs.

Ritter, Herrscher, Helden. Heroische Deutungsmodelle kriegführender Eliten im europäischen Hochmittelalter
(SFB 948 Helden – Heroisierungen – Heroismen)

Das Teilprojekt fragt nach alternativen Zuschreibungsmodellen des Heroischen jenseits eingeführter Dichotomien, die zwischen Heiligen und Rittern oder kirchlichen und laienadeligen bzw. kommunalen Prägungen kriegführender Eliten aufgespannt worden sind. Es nimmt dafür mit dem 11. und 12. Jahrhundert eine vieldiskutierte Achsenzeit für die Ausbildung des Rittertums bzw. der ritterlich-höfischen Kultur in den Blick. Dass kriegerische Heldentaten und heroische Krieger, an ihrer Spitze kriegführende Fürsten und Könige, in diesem Zeitraum in bisher ungekanntem Ausmaß entgegentreten, ist schon vielfach konstatiert worden. Weniger beachtet wurde dagegen, dass diese Heroisierungen in einem ungeklärten Spannungsverhältnis zu einer sich verändernden Welt standen, in der soziale Beziehungen verrechtlicht und die Kriegsführung ökonomisiert und technisiert wurde. Das Projekt setzt deshalb die Heroisierung-, aber auch die Deheroisierung von Kriegern in Bezug zu den Herausforderungen, welche die sozialen, ökonomischen und rechtlichen Dynamiken des europäischen Hochmittelalters sowohl für die heroische Einzeltat als auch für tradierte Heldenmodelle bedeuteten.

Ehemalige Projekte

 

König-Sein im nachkarolingischen Europa. Das rudolfinigische Burgund (888-1032)
(Habilitationsprojekt Jessika Nowak)
„multos enim idoneos principes ad regni gubernacula moderanda Francia genuisset, nisi fortuna eos aemulatione virtutis in pernitiem mutuam armasset“, liest man bei Regino von Prüm. Über die Kriterien, nach denen sich über die Idoneität eines princeps befinden ließ, war damit freilich noch nichts ausgesagt; viel weniger noch darüber, welche materiellen und immateriellen Ressourcen und welches symbolische Kapital vorhanden sein mussten, damit eine Proklamation zum König im ausklingenden 9. Jh. aussichtsreich wurde. Dieser Frage sowie jener nach den Faktoren, der es zu einer erfolgreichen Etablierung der Herrschaft bedurfte, bzw. nach den Mitteln und Möglichkeiten, Hemmnisse und ungünstige Konstellationen zu überwinden, gilt es, in vergleichender Form, unter Rekurs auf die Verhältnisse in den anderen spät- und nachkarolingischen Reichen, nachzugehen. Verschiedene Typologien zu erstellen und die Spezifika des König-Seins in Burgund herauszuarbeiten, verspricht umso interessanter zu sein, als in der burgundischen Formation offenbar andere Gesetzmäßigkeiten galten, die schon einige Zeitgenossen aus den Nachbarreichen aufgrund ihrer Alterität nicht einzuschätzen wussten.

 

Abgeschlossene Promotionsprojekte finden Sie hier.